Gluten (Gliadin)-freies Futter
Getreidefreie Tiernahrung ist heutzutage ein sehr populäres Thema, aber ein genauerer Begriff wäre, sie als Gliadin-freie Nahrung zu bezeichnen. Das Polypeptid Gliadin kommt in Weizen, Gerste, Roggen und Hafer vor und ist für die bei Menschen und Hunden auftretenden glutenempfindlichen Enteropathien verantwortlich. Eine Glutensensitivität wurde bisher nur bei einigen Irish Settern beschrieben (Batt et al., 1984) und es ist derzeit nicht bekannt, ob eine Glutensensitivität oder -intoleranz in der allgemeinen Hundepopulation tatsächlich ein Problem darstellt. Gliadin ist nicht in Mehl, Gluten oder ganzen Körnern aus Mais oder Reis enthalten, so dass Mais bei Gluten-(Gliadin-)Unverträglichkeiten oder Empfindlichkeiten unbedenklich ist (Hand et al., 2010). Nahrungsmittelunverträglichkeiten bei Hunden und Katzen machen eine große Zahl dermatologischer und gastrointestinaler Patienten aus, aber Mais wird nicht als Allergen genannt, das häufig mit unerwünschten Futtermittelreaktionen in Verbindung gebracht wird. Eine Umfrage unter Tierärzten in Nordamerika, Europa, Australien, Japan und Neuseeland ergab, dass Rindfleisch, Milchprodukte und Weizen für 69 % der Fälle bei Hunden und 80 % der Fälle bei Katzen verantwortlich waren (Hand et al., 2010).
Ein weiterer Grund für die wachsende Anti-Mais-Meinung ist offenbar die Tatsache, dass einige Menschen glauben, dass ein hoher Maisanteil in der Nahrung Verhaltensstörungen bei Hunden verursachen kann. Der Grund für diese Annahme ist, dass Mais angeblich den Serotoninspiegel im Gehirn beeinflusst. Serotonin ist ein chemischer Stoff im Gehirn, der ein Gefühl des Wohlbefindens hervorruft. Serotonin wird aus der Aminosäure Tryptophan hergestellt. Mais hat einen niedrigen Tryptophan-Gehalt, aber da Mais nie die einzige Nahrungsquelle für Ihr Haustier ist, ist der Tryptophan-Gehalt völlig in Ordnung. Abgesehen davon gibt es keine Studien, die zeigen, dass Mais in der Ernährung das Verhalten beeinflusst.
Mais ist im Vergleich zu anderen Getreidesorten in der Heimtiernahrung ein sehr nahrhaftes Getreide, da er ein ausgewogenes Verhältnis von Nährstoffen enthält, die in anderen Getreidesorten nicht vorkommen. Außerdem ist Mais eine hochverfügbare Quelle komplexer Kohlenhydrate sowie essenzieller Aminosäuren und Ballaststoffe (Hand et al., 2010), weshalb Heimtierfutterprodukte, die Mais und auch Reis enthalten, reichhaltiger an Ballaststoffen sind, was die Peristaltik fördert und letztlich zu einer besseren Verdauung führt.
Unter Berücksichtigung all dieser Aspekte ist die Fütterung eines Hundes oder einer Katze mit Mais- oder Reisprodukten unbedenklich. Im Gegenteil, beide haben mehrere positive Eigenschaften.
Von Therese G. Hosbjerg, DVM und Technical Manager bei Bacterfield GmbH
Referenzen:
- Batt R.M., Carter M.W. and McLean L. (1984): Morphological and biochemical studies of a naturally occurring enteropathy in the Irish setter dog: A comparison with coeliac disease in man. Research in Veterinary Science, 37: 339-346.
- Batt R.M. and Hall E.J. (1992): Dietary modulation of gluten sensitivity in a naturally occurring enteropathy of Irish Setter dogs. Gut, 33: 198-205.
- Hand M.S., Thatcher C.D., Remillard R.L., Roudebush P. and Novotny B.J. (2010): Small Animal Clinical Nutrition. 5th Edition. Mark Morris Institute, Kansas, United States of America.